tausche Selbstbestimmung gegen Gemeinschaft

Selbstbestimmtes Leben – manchmal frage ich mich, warum das alle so erstrebenswert finden.
Klar, ich möchte auch selbst bestimmen, was ich mache. Ob ich mit dem Fahrrad zu Terminen fahre oder mit dem Bus. Ob ich Käsebrot esse oder Linsensuppe koche. Ob ich Samstags lange im Bett bleibe oder früh aufstehe.
Das ist alles überhaupt keine Frage. Ich fühle mich frei definitiv besser als unter einer menschlichen Herrschaft. (Ich schreibe absichtlich „menschlich“, weil man da ja nie weiß. Mit der Zeit habe ich auch Schattenseiten erlebt und bin misstrauisch geworden bei Menschen in Machtpositionen. Hingegen unter Jesus‘ Herrschaft bin ich gerne.)

Nudeln mit Luftsoße

Allerdings hat das selbstbestimmte Leben auch gravierende Nachteile. Man muss nämlich auch alles selbst bestimmen. Ich habe bestimmt, alleine zu wohnen, und wenn ich den Müll nicht runter bringe, tut es niemand. Wenn ich nicht einkaufen gehe, ist nichts im Haus. Wenn ich mich nicht um meine Angelegenheiten kümmere, tut es keiner sonst und wenn es da, wie so oft, um Geld geht, treffen die Folgen mich mitunter hart. Rentenversicherung, Arbeitslosenamt, Fahrtkostenerstattung – Moment mal, bloß weil ich nicht mit Auto oder Bus komme, habe ich keinen Anspruch darauf?!
Und wenn Rechnungen aus Versehen doppelt abgebucht werden, sich Zahlungen verzögern und deswegen Einzugsermächtigungen erlöschen, bleibt auch noch die Rückbuchungsgebühr an mir hängen, vielen Dank.
Mit einer chronischen Krankheit im Handgepäck kostet das alles noch mehr Kraft und Energie als zu gesunden Zeiten. Und die Regeneration dauert gut doppelt so lange wie früher.

Deswegen will ich einen Teil meiner Selbstbestimmung aufgeben.
Kurzfristig wird vielleicht ambulant betreutes Wohnen die tragbare Lösung sein; über lange Sicht will ich in eine Wohngruppe ziehen. Dort muss ich mich nicht mehr um den ganzen Haushalt kümmern, muss nicht mehr kochen und einkaufen und all das – oder die Pflichten in Gemeinschaft verrichten, dann gehen sie leichter von der Hand.

einander in Liebe annehmen

Überhaupt, das Leben in Gemeinschaft – klar, auch das hat Vor- und Nachteile. Man muss sich zusammenfinden in der Gruppe, die Eigenheiten Anderer respektieren und in Liebe annehmen (ohne Liebe geht es nicht, denn wo Menschen sind, wird gemenscht) und zugleich die eigenen Angewohnheiten einschränken, so sie die Freiheit der Anderen begrenzt.
Dann steht Selbstbestimmung vielleicht mal nicht mehr an erster Stelle: Aber ich bin nicht mehr alleine. Wenn ich eine Mahlzeit oder ein paar Tage (je nach dem) nicht sichtbar war, kommt jemand und schaut nach mir. Das habe ich jetzt nicht. Wenn ich es zu lange nicht aus dem Haus schaffe, ist am Schluss nur noch Knäckebrot da, keine Äpfel und Möhren, keine Hafermilch, kein Käse, kein dies und kein das.

Für mich sieht der Tausch „Selbstbestimmung gegen Gemeinschaft“ nach einem guten Geschäft aus.

Максима.

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