Hartnäckige Gnade

Wir glauben also Folgendes:

Ein Reich des Rechts und der Gerechtigkeit ist angebrochen, und es dringt ein in das Leben von Menschen. Es schwächt Strukturen, die immer noch unterdrücken und entmenschlichen.
Ein solches Werk wird selten in den Schaltzentralen der Macht oder in den Palästen der Großen getan. Oft geschieht es durch viele kleine Taten der Integrität und Güte, die unbekannte Frauen und Männer täglich tun.
Dieses tägliche Praktizieren der Hoffnung ist es, was den meisten von uns hilft weiterzumachen und die Ungeheuer fernzuhalten, während wir demütig und mächtig erfasst werden von dem Feuer des Königreichs und der hartnäckigen Gnade, die im Herzen allen Lebens leuchtet.

Der Text ist wie ein Revolutionsbanner. Voll krass. Und JA!, in so einem Reich will ich leben!

Schon der Beginn: Ein Reich des Rechts und der Gerechtigkeit!

Es klingt großartig.

Recht ist ja nicht gleichbedeutend mit Gerechtigkeit.
Wenn so Recht gesprochen wird, wie ich es mir vorgestellt habe, ist die Gerechtigkeit wiederhergestellt – aber was denkt der dazu, der in diesem Verfahren unterliegt?

Gerechtigkeit ist eine subjektive Empfindung. Und was für mich Gerechtigkeit ist, kann für dich himmelschreiendes Unrecht sein.

Recht dagegen ist immer gleich, denn es wurde vorher definiert. In den Gesetzen eines Landes kannst du es nachlesen. Drum heißt es Rechtsprechung und nicht „Gerechtigkeit schaffen“.

Wird das Land aber von einem Unrechtsregime beherrscht, ist die Rechtsprechung, auch wenn sie sich genau an den Gesetzen orientiert, zumeist ein Verstoß gegen die Menschenrechte wie Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung, etc. Man schaue z. B. in den Iran.

Dagegen im Reich des Rechts und der Gerechtigkeit – da ist beides.

Und dann noch: Gnade.

Rechtsprechung ohne Gnade kann dir das Genick brechen (auch wenn keine Guillotine im Einsatz ist). Gnade ist die Luftpolsterfolie zwischen den Steinen des Gesetzes.

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