das Vergessen mit dem ausgeprägten Anfang kultiviere ich im Deutschunterricht mit „meinen“ Ukrainerinnen, da das V für sie ein W ist.
Vvvvvergessen habe ich, mich um den Artikel für heute zu kümmern. Und ihn zu lektorieren. Oder die Arbeit an andere zu delegieren. Und dann das Ergebnis in den Blog zu bringen. Ich hatte es aufgeschrieben – natürlich! – aber der Zettel ist mir unter die Tastatur geflutscht. Mein Schreibtisch ist klein und es liegen viele Zettel drauf, aber das ist ja kein Grund. Ich hätte ihn am Bildschirm befestigen können. Oder einfach mal aufräumen; bei einem kleinen Schreibtisch dauert das ja nicht wahnsinnig lange.
So muss ich mich dir offenbaren: es gibt heute nix anständiges zu lesen.
Unten siehst du die Phalaenopsis, die ich mir im Juli 2015 kaufte, oder sollte man sagen, die mich aussuchte, um mir beizubringen, wie man mit ihresgleichen umgeht? Bis dahin war ich überzeugt, kein Geschick für Orchideen zu haben. Gleich nach dem Heimkommen vom Blumelädle mit den drei großen orangen Buchstaben musste ich Fotos von meiner schönen Pflanze machen, hier steht sie vor der Küchenfront in „mangogrün“ (echt 70er!), vor der ich fast alle meine Pflanzenporträts mache, weil es immer gut aussieht. Das perlmuttrige Schimmern der Blütenblätter hat mich damals sehr fasziniert. (Wahrscheinlich war sie mit einem „Kauf-mich-Spray“ behandelt.)
Im nächsten Bild siehst du, dass ich auch sie vvvvvergessen hab. Das erste Mal hat mich das sehr erschreckt, ich wollte doch alles besser machen, und jetzt schon wieder eine kaputte Orchidee!
… Aber wir haben uns immer noch, auch wenn das längst nicht das letzte Mal war, dass ich sie vergessen habe. Sie hat mir gut beigebracht, wie man mit ihresgleichen umgeht. Mittlerweile sind nämlich insgesamt siebzehn „Phalaenopsissis“ in zehn Gläsern in meiner Wohnung, und hätte ich bereits Samstag bei Tageslicht gewusst, dass mir spät abends einfallen würde, dass ich den Artikel vergessen habe, hätte ich dir sicher auch ein aktuelles Foto meiner „Lehrmeister-Phalaenopsis“ geknipst.
Ich reiche es im Lauf des Tages nach.
Wenn ich dran denke.
Ähäm.
Julia hat neben den 17 Orchideen auch noch eine Menge anderes Grünvolk in der Wohnung, meist sagt sie „mehr Pflanzen als Quadratmeter“.
Übers Fehlermachen und selbstverzeihen hat sie mal in ihrem eigenen Blog geschrieben.
Nachtrag um 23:31 🙃💚:
von links oben siehst du sie von „vorne“ und „hinten“ – das ist gerade nicht ihre Sonntagsansicht – von der üppigen Seite und von oben. Sie hat längst ihre eigene Familie gegründet. Ich könnte die Kindel und Zweige vereinzeln … aber wozu? Außerdem ist ja gar kein Platz im Orchideenfenster. Wahrscheinlich blüht sie bald wieder, wie immer nach einer Phase der beabsichtigten Vernachlässigung (so nennen wir das Vvvvvergessen intern).
alle Fotos von JuliaPeh