Wer bestimmt mein Leben?

Frau in Sommerkleidung und Sonnenbrille steht in der Obstabteilung eines Supermarktes. Sie schaut direkt in Richtung der Kamera.

Alexey Demidov / Unsplash

… und bin ich damit einverstanden?

An manchen Tagen gehe ich abends ins Bett und frage mich, ob ich mir mein Leben wirklich so vorgestellt habe. Wie bin ich da hingekommen, dass ich oft von morgens bis abends unterwegs oder beschäftigt bin? Hat das alles noch was mit dem zu tun, wie ich mir mein Leben vorgestellt habe? Habe ich mir das alles wirklich so ausgesucht? Wo ist die Zeit für die Dinge, die ich gerne machen würde? Ist das hier gerade das Leben, das ich leben will?

Wenn ich darüber nachdenke, kann ich weder klar mit ,Ja’ noch mit ,Nein’ darauf antworten. Ich lebe in einem Land, in dem ich schon immer viel selbst entscheiden konnte. Sowohl große als auch kleine Entscheidungen konnte ich meistens selbst treffen. Ich habe entschieden, welchen Schulabschluss ich machen wollte, welchen Beruf ich lernen möchte und auch ob und wen ich heiraten möchte. Ich konnte darüber bestimmen, was ich anziehen will und wie ich meine Haare tragen möchte. In den meisten Fällen habe ich selbst entschieden, was ich essen mag, ob ich zum Frühstück Tee oder Kaffee trinken möchte. Je mehr ich darüber nachdenke, wird mir bewusst, wie privilegiert ich schon immer war – vor allem als Frau.

Viele Frauen auf dieser Welt hatten und haben diese Möglichkeiten nicht. Die Freiheit, über mich und mein Leben selbst zu bestimmen, ist ein Menschenrecht, das in Deutschland geachtet wird, in vielen anderen Ländern jedoch nicht. Objektiv betrachtet bin ich sehr viel freier als viele andere Menschen und habe viele Möglichkeiten. Wenn ich meine Arbeit nicht mögen würde, könnte ich mir aufgrund meiner Ausbildung und der Lage auf dem Arbeitsmarkt wahrscheinlich einfach einen neuen Job aussuchen. Ich könnte umziehen, mir neue andere Kleidung kaufen und zum Friseur gehen. Ich kann in eine Reihe von Supermärkte gehen und mir die verrücktesten Lebensmittel vom anderen Ende der Welt kaufen.

Aber lebe ich so, dass ich meine Möglichkeiten auch nutze? Habe ich mein Leben selbst in der Hand? Wenn überhaupt, sind meine Entscheidungen durch meine Erziehung und meine Erfahrungen von außen mitbestimmt. Auf der anderen Seite kann ich mich aber auch bewusst entscheiden, ob ich mich nach diesen Dingen richten will. Ich habe Bedürfnisse und Wünsche die mich antreiben und einen eigenen Willen und mehr oder weniger viel Selbstbeherrschung. Ich habe Werte und moralische Vorstellungen, nach denen ich entscheide und dann ist da auch noch mein Glaube. Ich glaube, dass Gott einen Plan für mich und mein Leben hat. Ich habe auch noch eine Familie. Natürlich kann ich manche Dinge nicht einfach für uns alle entscheiden. Das fängt ja schon beim Abendessen an. Ich kann entscheiden heute Brokkoliauflauf zu kochen und muss dann damit leben, dass ich in angewiderte Gesichter schaue, während ich meinen Auflauf alleine essen kann. Also überlege ich mir gut, ob es das wirklich wert ist.

Wofür bin ich hier?

Betrachte ich das alles, stellt sich mir die Frage: Wie frei bin ich wirklich und wie frei fühle ich mich dabei? Wenn ich selbst entscheide, wie ich leben will, dann muss ich mir folgende Fragen stellen: Wer bin ich? Was will ich? Wofür bin ich hier und was hat das Leben mit mir zu tun?

Um selbstbestimmt zu leben, brauche ich Klarheit darüber, wer ich sein möchte und was ich will und was nicht. Möchte ich alles, was geht, für mich aus meinem Leben herausholen oder möchte ich etwas geben, um die Welt um mich herum ein bisschen freundlicher zu machen? Geht vielleicht auch beides und wo sind meine persönlichen Grenzen? Ich habe schon öfter gehört, dass Menschen keine Kinder mehr in diese kaputte Welt setzen möchten. Aber was wäre, wenn diese Kinder noch etwas retten könnten? Geht es tatsächlich darum, was ich oder meine Kinder noch rausholen können aus dieser Welt? Ich denke, es ergibt Sinn, dass ich gerade jetzt hier bin und es ist meine Verantwortung, was ich mit dem mache, was ich bin und habe.

Ich muss bereit sein Verantwortung zu übernehmen und damit leben, dass nicht jeder meine Entscheidungen gut findet. Denn am Ende habe ich die Freiheit und kann tun, was ich will, und trage dafür auch die Konsequenzen oder muss mit dem leben, was dabei heraus kommt.

Zur Freiheit berufen – und zur Liebe

Jetzt klingt Freiheit erstmal toll, verlockend und erstrebenswert. Wer möchte nicht frei sein?
Ich bin jedoch eigentlich jemand, die nicht so gerne Veränderungen mag und Entscheidungen trifft. Zu viel Freiheit kann mich auch überfordern. Manchmal ist es einfacher, andere entscheiden zu lassen oder eine Entscheidung nur in einem bestimmten, festgesteckten Rahmen zu treffen. Da kommt dann die Frage auf: Wie viel Selbstbestimmung möchte ich wirklich? Wo und in welchem Umfang möchte ich entscheiden? Darauf habe ich ja in vielen Bereichen Einfluss. Zum Beispiel im Job, in der Familie und auch in meiner Gemeinde. Ein Rahmen kann mir Sicherheit geben.
In Galater 5,13 steht:

Ihr aber, Brüder und Schwestern seid zur Freiheit berufen. Allein seht zu, dass ihr durch die Freiheit nicht dem Fleisch Raum gebt, sondern durch die Liebe diene einer dem anderen.

Das fasst es für mich gut zusammen. Ich bin frei und es gibt für mich einen guten Rahmen. Nicht jede Entscheidung, die ich treffen kann, tut mir und andere Menschen gut. Ein guter Rahmen ist die Liebe zu mir und anderen Menschen. Deshalb schreibt Paulus in Galater 5,14:

Denn das ganze Gesetz ist in dem einen Wort erfüllt: ,Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.‘

Wenn ich diesen Rahmen nehme und darin meine Entscheidungen treffe, dann fallen viele schlechte Entscheidungen raus, weil sie mir oder Anderen offensichtlich nicht gut tun würden.
Und dabei geht es nicht nur um die großen Entscheidungen im Leben, sondern auch die kleinen im Alltag. Wenn ich Lust habe Brokkoliauflauf zu essen und mir damit etwas Gutes zu tun, dann kann ich für den Rest der Familie vielleicht eine Alternative finden, sodass alle zufrieden sind. Ich denke das Gleichgewicht ist dabei wichtig und sollte stimmen. Ich sollte gut für mich und die anderen sorgen, damit es allen gut geht. Und da bin ich wieder am Anfang meiner Überlegungen.

Ja, ich habe mir mein Leben so ausgesucht und trotzdem ist mein Alltag manchmal gefühlt sehr fremdbestimmt. Dann ist es meine Verantwortung dafür zu sorgen, dass es auch mir gut geht. Das kann bedeuten, dass ich die Wäsche liegen lasse und eine Pause mache oder spazieren gehe. Und manchmal bedeutet es auch Pizza zu bestellen und es sich leicht zu machen, anstatt zu kochen. Denn am Ende besteht mein Leben aus vielen kleinen und großen Entscheidungen von Gott, mir und meinen Mitmenschen. Ich bin dafür verantwortlich, dass die Mischung für mich stimmt und ich zufrieden mit dem bin, was ich und was andere in meinem Leben entscheiden. Das wird nicht jeden Tag funktionieren, aber vielleicht an den meisten. Deshalb möchte ich bei meinen Entscheidungen daran denken, was in 1. Korinther 6,12 steht:

,Alles ist mir erlaubt – aber nicht alles nützt mir. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.‘

Linda Kreisz wohnt mit ihrer Familie in Wermelskirchen im schönen Bergischen Land. Sie gehört zu den Jesus Freaks Remscheid und arbeitet als Schulsozialarbeiterin. 

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