Heiligabend – Weihnachtslichter

Ich liebe den Gottesdienst zur Christnacht. Spät am Heiligen Abend, wenn der Geschenke- und Essensstress vorbei ist, noch mal zur Ruhe kommen. Weihnachtslieder singen im Lichterglanz der geschmückten Kirche.

Die Lesungen von Verheißung und Erfüllung aus der Bibel. Die Weihnachtsbotschaft mit etwas anderen Worten: Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt. Dein Licht ist da!

Licht ist faszinierend. Feuer ist faszinierend.

Der Lichterglanz in der Kirche, das Lichtermeer der Welt bei Nacht vom Weltraum aus betrachtet, die Kerzen auf dem Altar. Gestern habe ich mir mal eine Kerze auf meinen Schreibtisch gestellt. Ein kleines Licht, das mir bei der Arbeit am Computer etwas Weihnachtsstimmung macht. Ein kleines Licht, das doch einen großen Unterschied macht.

In dem Vers aus Jesaja 60,1 bedeutet das „werde licht“ soviel wie „strahle vor Freude“. Geht das in einer Zeit der Pandemie? Können wir strahlen vor Freude in einer Zeit, in der noch immer die Nachrichten von Krieg, Not, Leid, Krankheit, Pandemie, Hass … ins Haus kommen? All das spricht doch dagegen!

Was spricht denn dafür? Wie können wir an Weihnachten 2021 zu dieser Freude kommen? Es ist das Licht Gottes, das kommt, klein und unscheinbar in einer Ecke der Welt und Weltgeschichte und doch leuchtet es in die Dunkelheit und macht das Leben hell.

Na ja, zumindest macht es ein klein wenig heller. Oder vielleicht doch nicht? Ist das winzige Lichtchen einer Kerze – im übertragenen Sinn: das kleine Lichtchen eines Babys in einer Krippe – genug um das Leben besser, schöner, freudiger, sinnvoller zu machen?

Wie ein Geheimnis
Beginnt der neue Tag
Der letzte Traum ist grad‘ vorbei
Heut wird die Welt
Erleuchtet sein
Millionenfacher Kerzenschein

Stille Nacht
Stille heilige Nacht
Die uns alle Jahre wieder selig macht

(Text: Puhdys, Link zum Lied)

Würden wir uns nicht lieber eine ganze Sonne wünschen? Auch dieses Symbol gibt es doch in der Bibel: „Denn Gott der HERR ist Sonne und Schild“ (Psalm 84,12). Nicht umsonst ist der Sonnenaufgang das Symbol für die Auferstehung. Deshalb die Ostung der Kirchen (vgl. „Orientierung“, die Ausrichtung nach Osten). Deshalb ist Weihnachten in der dunkelsten Zeit des Jahres. Jesus kommt und nun werden die Tage wieder länger und heller.

Sollte Gott nicht lieber die ganze Welt hell machen? Hätte er nicht die Macht, alles Leid zu beenden? Könnte er nicht die Pandemie stoppen? Symbolisch gesprochen: Die Sonne Gottes könnte doch alles erhellen.

Ja, die Sonne macht alles hell – das ist die Hoffnung, die wir als Christen haben, aber noch ist nicht alles hell und gut! Noch gibt es die Dunkelheit in unserer Welt und in unserem Leben. Gott kommt eben nicht mit dem Holzhammer, sondern im Kleinen, das aber wachsen, im Licht, das sich ausbreiten kann.

Ist das nicht unsere kleine Hoffnung? Vor der großen alles überstrahlenden Sonne kommt das kleine Licht einer Kerze. Scheint Licht nicht gerade besonders deutlich im Dunkeln? Reicht in der Finsternis nicht eine Kerze, um es licht werden zu lassen? Ist das nicht Grund zur Freude?

Seit dem ersten Weihnachten gilt Johannes 1,5: „Das Licht scheint in der Finsternis.“

Jetzt können auch wir zu Lichtträgern werden. Lass Dein Licht scheinen in der Finsternis. Bring Hoffnung zu den Menschen, mit denen Du tagtäglich zu tun hast. Pack an, wo Du gebraucht wirst. Stelle Liebe und Freundlichkeit gegen Hass und Gewalt.

Schau die Weihnachtslichter an und mache Dich auf, werde licht, strahle vor Freude!

Uwe schreibt als Digital-Pfarrer und Reli-Blogger über moderne Spiritualität und alte Weisheiten der Religion auf https://uwe-hermann.net. Besonders das Kirchenjahr hat es ihm angetan, weil mit den Festen im Kirchenjahr alltägliche Spiritualität gelebt werden kann.

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