Mein Gehirn funktioniert manchmal nicht richtig, und dann sage ich Wörter, die so nicht zusammen gehören. Nachdem wir in der Redaktion über die Friedensdekade gesprochen haben, erzähle ich einer Freundin davon (von der Aktion Friedensdekade hatte ich zuvor noch nichts gehört) und prompt passiert es: ich sage Friedenseskapade.
Gleich drauf wird mir klar, dass an dem Wort was nicht stimmt, so hieß es nicht, aber was ist falsch? Mein Problem ist nicht, dass ich meine Sprache nicht kennen würde, eher kenne ich zu viele Wörter. So ein Durcheinander könnte ja gar nicht entstehen, hätte ich nie von einer Eskapade gehört.
Aber was ist eigentlich falsch an der Friedenseskapade?
Eskapade leitet sich her aus dem vulgärlateinischen Verb excappāre für „das Ordenskleid ablegen, umsatteln, einer Gewohnheit entsagen“, das zu Spätlateinisch cappa „Kopfbedeckung“, Mittellateinisch „Mönchsgewand“ gebildet wurde. (Definition Eskapade)
Das wichtigste ist, dass wir nicht dem Frieden entsagen, weil es ja angeblich eine Friedenseskapade sei. Nein, wir entsagen dem Unfrieden, dem Krieg. Wir legen das kriegerische Ordenskleid = die Uniform ab.
Und wir lassen alles Kriegsgerät los, damit wir beide Hände frei haben: um die Mündungsblitzschutzbrille abzusetzen, den Helmverschluss zu lösen, und die Cappa der Uniform abzunehmen.
All das Metall,
das wir für unser Kriegswerk benutzt haben,
wir schmelzen es ein
machen daraus Stahlträger für den Brückenbau,
für Häuserbau, Wasserleitungen, Türklinken
Schienen für die Eisenbahn,
damit unsere Menschen zurückkommen können
aus der sicheren Fremde
und ihre Heimat wieder bevölkern und aufbauen;
Panzer werden zu Baggern,
die den Schutt wegräumen und die Bombenkrater verfüllen
– Schwerter zu Pflugscharen!
Wir entfärben die Stoffe der Uniformen
und tragen blaue, gelbe, pinke und rote Hosen und Jacken
(dass nur bloß nichts an Camouflage erinnert)
tragen sie bei der Arbeit,
wir schneidern daraus winddichte Vorhänge für die Fensterrahmen ohne Scheiben,
Sitzkissen für die, die Pause machen
Bettdecken für die, die müde und gebrochen sind.
Tarnnetze hängen wir über die nackten und verbrannten Bäume und Büsche,
bis das Leben wieder wächst,
bis Blätter wieder sprießen,
bis Blumen wieder blühen.
Bis der Frieden wieder fest wird
und aus dem Feind
ein Freund.
Julia ist Teil des Teams und mag Worte und Wörter … und auch das Durcheinander, wenn es Zeichen von Kreativität ist.