Christine, Mathilda und Bernadette

Drei junge Fauen unterschiedlicher Hautfarbe stehen in der Stadt vor einem historischen Gebäude. In den Händen halten sie: eine Flasche Arganöl, eine Diamantenbrosche und eine Flasche roten Traubensaft.

Mannmannmann, wo bleiben die Mädelz? Seit x Tagen steh ich mir die Beine in den Bauch und warte. Keine Ahnung, wo sie stecken, ob sich ihre Abreise durch irgendeinen Kongress mit dubiosem Inhalt verzögert hat (Quantenchromodynamik und ähnliches für Laien unverständliches Zeug) – fraachmichnich. Nur dass wir uns richtig verstehen: die drei sind keine dieser 08/15-Madämchen, die den Schminktisch erst im Zustand 150%iger Perfektion verlassen, und sie sind auch nicht als dekorative Begleiterinnen ihrer gelehrten Gatten beim Kongress gewesen. Da waren sie alleine. (Zu dritt natürlich, wie sie schon seit etlichen Jahren ein Team sind und gemeinsam durch Höhen und Tiefen gehen.)

Die Sterne standen günstig, unbezahlter Urlaub am Institut war vereinbart und sie hatten Leute gefunden, die sich in der Zeit um Kinder, Katzen und Kakteen kümmern. Immerhin waren wir verabredet – auch das von langer Hand geplant.

Aber kluge Frauen hin oder her, ne Uhr und ein Kommunikationsgerät sollten sie ja zur Hand haben und Bescheid geben können! „Wir kommen später“ oder „warte nicht länger“, das wär doch nicht zu viel verlangt!

Langsam komm ich mir vor wie Estragon und dieser andere, dessen Namen ich gerade verges… Oh, da kommt ein Bote. Mit Brief. Und hält an!! Moment.

[Aufreißen des Papiers erklingt, die Person liest und murmelt dabei Satzfragmente vor sich hin, immer wieder unterbrochen von Ausrufen wie „Das darf doch nicht wahr sein!!!“]

Tja. Das ist jetzt echt blöd gelaufen. Sie schreiben hier, dass der Gelehrtenrat bestimmt hat, dass sie ihre gesamte Ausrüstung nebst Fahrzeug und Reisekostenvorschuss einer Gruppe von Astrologen (alles Männer, klar) abtreten mussten, die angeblich laut Paragraph Dingenskirchen Abschnitt Soundso zuerst an der Reihe gewesen wären, ihren Stern zu beobachten und zu verfolgen. Ihre Expedition könne dann ja im Sommer noch starten, seien sie vertröstet worden, Frauen seien doch schon von Natur aus besser aufs Warten vorbereitet und im Sommer mache so ein Ausflug doch auch viel mehr Spaß. Tja. Wieder nix mit dem Dreiköniginnentag.

Jorike Pelagina denkt seit vielen Jahren in Gegenrichtung der üblichen Lehrmeinung. Für die Korrekte Bande macht sie ihre Gedanken seit fast ebenso vielen Jahren öffentlich.

3 thoughts on “Christine, Mathilda und Bernadette

  1. Für die Illustration des Artikels haben wir im kleinen Kreis überlegt, was für Geschenke denn drei Königinnen mitgebracht hätten. Gold, Weihrauch und Myrrhe haben eine tiefere theologische und historische Bedeutung. Was würde diesen teuren Gabe heute entsprechen?
    Diamanten statt Gold hatten wir schnell raus, ein wertvolles Statussymbol, das einem König würdig ist. Weihrauch wurde als Opfergabe verbrannt und steht für die Göttlichkeit Jesu. Eine Frau hält daher Arganöl in den Händen. Ein teures Pflanzenöl, womit sich die Haut von Mutter und Kind pflegen lässt oder anders formuliert: Sie erhalten eine göttliche Salbung. Myrrhe diente u.a. zur Einbalsamierung der Toten und soll auf den Kreuzestod von Jesus hinweisen. Dafür steht der Traubensaft. Er erinnert an das letzte Abendmahl. Gleichzeitig enthält er Eisen, was gerade Schwangere und Stillende brauchen.

    1. Richtig schön, was ihr euch da überlegt habt. Denn diese Gaben würden die junge Familie auch versorgen und pflegen und so wichtige Bedürfnisse stillen.

  2. Klasse geschrieben, Jorike!
    Männer, Frauen, Diverse… alles Menschen, jeder ein Wunder, wundervoll, eine kleine Wunderwelt!
    Ich frage mal ganz naiv: Wie kommt es, dass immernoch so ein Gerangel zwischen den Geschlechtern und auch sonst zwischen Menschen ist? Bestimmt gibt es dafür sehr viele Gründe. Aber das ist so schade!
    Es kann ja sein, dass das Gerangel sogar manchmal Spaß macht, solange man sich dabei gegenseitig achtet und wertschätzt. Aber nur wegen des Geschlechts einfach … das geht doch nicht.
    Oh… Ich nehme meinen Zeigefinger ganz schnell wieder runter.
    Du hast es so schön humorvoll gebracht.

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