8. Dezember – Eine unerwartete Begegnung

Gemälde: Ein Engel kämpft mit einem unbekleideteten Mann. Im Hintergrund ist sind dunkle Inseln auf einer Wasserfläche sichtbar. Am Himmel reflektierenen die Wolken das rot-gelbe Strahlen des Engels.

Neulich im Museum. Ich schlendere durch die Dauerausstellung des Kunstmuseums Stuttgart und plötzlich zieht mich ein Bild an, was völlig fehl am Platz zu sein scheint.

In der Mitte des Bildes strahlt ein Flügelwesen in rot-orange. Der Engel wehrt sich gegen einen Mann, der ihn fest umschlungen hat. Klarer Fall: Jakobs Kampf mit dem Engel. An sich kein ungewöhnliches Thema in der Kunstgeschichte …

Doch ich stehe inmitten von Werken von Otto Dix, einem wichtigen Vertreter der Neuen Sachlichkeit. Eine Kunstrichtung, die in der Weimarer Republik aufkam. Weg von Gefühlen und Expressionen hin zu Ordnung und Tradition, aber auch Gesellschaftskritik. Normalerweise sitzen auf Werken der Neuen Sachlichkeit Menschen etwas teilnahmslos vor einfarbigen Hintergründen oder aber es wird laut und wild mit Collagen, Straßenszenen, Partys und Krieg. Und nun ein Engelbild inmitten von weltlichen, sachlichen Werken.

Wie kommt Dix dazu, diese biblische Szene zu malen? Ein Blick auf das Entstehungsjahr hilft weiter: 1943. Mitten im Krieg malt Dix diesen Kampf. Er selbst kämpft auch – nicht als Soldat, sondern als Künstler mit einem Ausstellungsverbot. Er ringt damit, dass er nicht das sein und tun darf, was er ist.

Jakob hadert auch mit dem, was er ist. Der Zweitgeborene, der sich den Segen des Vaters erschlichen hat. Nun ist er auf dem Weg zu seinem Bruder Esau, um sich zu versöhnen. Das allein ist schon schwierig und dann kommt mitten in der Nacht einer daher und beginnt einen Ringkampf.

Vielleicht hast du auch schon mal eine solche Situation erlebt: Ein Problem belastet dich, doch anstatt an der Lösung zu arbeiten, kommt die nächste Krise daher. Egal, wie gut dein vorheriger Plan war, du musst auf die neue Lage reagieren. Und der Ausgang ist ungewiss.

Als der Morgen anbricht, bittet der Angreifer Jakob ihn loszulassen. Der lässt ihn nicht so einfach davon kommen: Erst soll er ihn segnen. Und so segnet der Engel ihn und sagt: „Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gewonnen.“ (1.Mose 32,29)

Wow! Jakob hat mit Gott gekämpft. Er hat einen Schaden an der Hüfte davon getragen, aber gleichzeitig einen göttlichen Segen empfangen. So hat der Kampf etwas Gutes bewirkt. Aufgeben war für ihn keine Option.

Was heißt das für uns? Kämpfen bis zur Aufgabe des anderen? Ich denke nicht. Für mich bedeutet es, auch in schwierigen Situationen den Kopf oben zu behalten und dran zu bleiben, bis sich eine Lösung abzeichnet.

Für den Maler Otto Dix hieß das weiter malen, auch wenn seine Bilder nicht ausgestellt werden durften. Und das tat er. In einer Zeit, die aus den Fugen geraten war, malte er Bilder mit christlichen Szenen und Heiligen, die aus der Zeit gefallen zu sein schienen. Förderer und Freundinnen gaben Bilder in Auftrag und kauften seine Werke, so dass er davon leben konnte. Nach dem 2. Weltkrieg wurde sein Ruf wiederhergestellt und Dix erhielt zahlreiche Ehrungen und Preise. Er ging gestärkt aus der Krise hervor, ebenso wie Jakob.

Bettina hat Kunstgeschichte studiert und hofft, dass dir der kurze Ausflug in die Welt der Kunst gefallen hat.

Wie hast du in der Vergangenheit Krisen bewältigt? Wer oder was hat dir geholfen?

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4 thoughts on “8. Dezember – Eine unerwartete Begegnung

  1. Bei manchen Krisen hat Kreativität geholfen, bei anderen der „Krisendreisprung“
    aushalten
    durchhalten
    weitermachen
    und dabei steht Jesus mir zur Seite. Das ist
    sehr beruhigend.

  2. Danke für eure vielseitigen und hochwertigen Beiträge! Jeden Tag öffne ich gespannt diesen Adventskalender. Der ist eine gute Idee!

    Bei mir war es unterschiedlich mit den Krisen.
    Manchmal habe ich mich unreif verhalten, Andere verletzt und Manches zerstört. Meistens war es mir aber wichtig, einen guten Weg durch die Krise zu gehen und Gutes zu bewirken. Geholfen haben mir ein paar Menschen, die mich praktisch unterstützt haben und einfach da waren. Eine zeitlang auch Seelsorge.
    Trotzdem waren es lange sehr schwere Zeiten, und wenn Gott mir nicht geholfen hätte, wäre ich jetzt wohl nicht mehr da. So erlebe ich aber auch, dass er nah ist und zu mir hält. Wir erleben wundervolle Dinge mit Jesus.

  3. Ja. Oder oft sogar ein Stück weiterhelfen können und auch mit einem beten.
    Es gibt übrigens sehr freundliche Menschen, die Seelsorgewochen anbieten.
    Ich war mal dabei, es war richtig gut.

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