4. Dezember – Barbarazweige

Blühende Kirschzweige vor einer Gardine.

Foto: Karl Gruber / Wikipedia

Es ist eine furchtbare Legende – die Geschichte der Heiligen Barbara. Ihr eigener Vater hatte sie in einem Turm eingesperrt, weil sie Christin geworden war. Barbara konnte fliehen. Es tat sich sogar eine Felswand vor ihr auf und so konnte sie den Verfolgern entkommen. Durch gemeinen Verrat fing ihr Vater sie wieder ein. Nun wollte er sie sogar eigenhändig töten.

Auf dem Weg zum Gefängnis verfing sich ein Zweig in Barbaras Gewand, den sie im Verlies in ein Gefäß mit Wasser stellte. An dem Tag, an dem sie getötet werden sollte, blühte der Zweig. Barbara sagte dazu:

„Du schienst tot, aber bist aufgeblüht zu schönem Leben. So wird es auch mit meinem Tod sein. Ich werde zu neuem, ewigen Leben aufblühen.“

Es ist nur eine Legende: Das Leben der Heiligen Barbara ist historisch nicht nachzuweisen. Dennoch wird der Barbaratag auch heute noch von vielen Christen und Christinnen am vierten Dezember begangen. Sie holen Zweige von zum Beispiel Kirschbäumen oder Forsythien in die Häuser, die dann um Weihnachten herum Blüten treiben.

Es ist ein guter Brauch, der uns an den eigentlichen Sinn von Advent und Weihnachten erinnern kann. Gerade in unserer hektischen Zeit, die in diesem Jahr 2021 ganz besonders mit vielen Sorgen und Nöten verbunden ist, kann uns klar werden: Gott zeigt sich uns Menschen vor allen Dingen in seiner selbst gewählten Ohnmacht.

Als kleines Kind kommt er in unsere Welt und in unser Leben. Er verbirgt seine Macht. Er ist aber ganz und gar nicht ohnmächtig. So, wie aus den kahlen, scheinbar toten Zweigen neue Blüten wachsen, wird an Weihnachten neues Leben erblühen.

Die Barbarazweige waren für die Heilige Barbara ein Hoffnungszeichen über den Tod hinaus. Sie fand Trost in diesem Wissen: Gottes Liebe umfing sie im Leben und im Tod.

Angesichts von so viel Not und Leid in unserer Welt – oft genug auch in unserem persönlichen Leben – können die Barbarazweige auch für uns ein Hoffnungszeichen werden. Hoffnung, dass Gott mitten in der Welt und mitten in unserem Leben da ist mit seiner Liebe.

Und dann kann mit Fug und Recht gesagt werden: „Kein Ohr hat gehört und kein Auge hat gesehen einen solchen Gott“ (Jesaja 64,3). Ein Gott, der es gut meint mit denen, die sich zu ihm halten und ihn lieben. Ein Gott, der Hoffnung schenkt im Leben und über den Tod hinaus.

Uwe schreibt als Digital-Pfarrer und Reli-Blogger über moderne Spiritualität und alte Weisheiten der Religion auf https://uwe-hermann.net. Besonders das Kirchenjahr hat es ihm angetan, weil mit den Festen im Kirchenjahr alltägliche Spiritualität gelebt werden kann.

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